Projekte von 1998 bis 2002

Junge Kantorei Freiburg und Junge Kantorei Heiliggeist-Heidelberg

Die Jungen Kantoreien Freiburg und Heidelberg bestehen bereits seit 1998. In der Zeit des Wechsels von Kantor Christoph Andreas Schäfer von der Christuskirche Freiburg an die Heiliggeistkirche Heidelberg bestand bei vielen der zumeist jugendlichen SängerInnen der Wunsch das gemeinsame Singen (man war gerade von der ersten Auslandsreise zurückgekommen) noch über eine geraume Zeit fortzusetzen. Aus einem kleine Kreis singbegeisterter Jugendlicher und junger Erwachsener entstand bald ein ansehnlicher Chor, der sich verschiedenen, oft ausgefallenen Bereichen der Chormusik widmete.

Bedeutendere Projekte in den ersten Jahren

 
  • Advent 1998: „Misa criolla“ von Ariel Ramírez (zum Stück s. Projekte 2016)
  • Herbst 1999: Rockoratorium „Eversmiling Liberty“ (zum Stück s. Projekte 2003)
  • 2000: W. A. Mozart - „Requiem“ gemeinsam mit „Stufen zu Mozart“ von Oskar Gottlieb Blarr
  • 2001: Rossini - „Petit messe solenelle“ kombiniert mit der Uraufführung der „Missa ritmica“
  • 2001: J. S. Bach - „Weihnachtsoratorium“
  • 2002: Uraufführung: „Et erit iste pax – ein Weihnachtsoratorium“
 

Holger Clausen und die Junge Kantorei

Logo Holger Clausen

Auch ohne das Programm für die ersten Jahre detailliert wiederzugeben, müssen unbedingt die beiden Uraufführungen gewürdigt werden, an denen die Junge Kantorei mitgewirkt hat.

Es handelt sich um Kompositionen des 2008 verstorbenen Jazz-Pianisten Holger Clausen, die Missa Ritmica von 2001 und das Weihnachts-Stück Et Erit Iste Pax von 2002, die in enger Zusammenarbeit mit Christoph Schäfer und der Jungen Kantorei entstanden sind.

Missa Ritmica

Die Missa Ritmica ist eine Vertonung der Hauptstücke der lateinischen Messe von 2001 für Chor und Jazz-Trio (ca. 25 Min.).

  • Kyrie (4/4)
  • Gloria (4/4, Chor und Chorsolisten)
  • Credo (4/4)
  • Sanctus (Jazz Waltz, 3/4)
  • Agnus Dei (4/4)

Nach der Uraufführung nahm die Junge Kantorei dieses Stück auch mit auf eine Reise nach Finnland. Eine rein instrumentale Einspielung ohne die Chorpartien hat das Holger-Clausen-Trio ebenfalls vorgelegt.

Et Erit Iste Pax

„Und dieser wird der Friede sein“: Die Titelworte stammen aus der alttestamentarischen Prophezeiung (Micha 5, 5), in der verkündet wird, dass Bethlehem dereinst den Friedensherrscher über Israel hervorbringen wird. Der Text des Stücks spannt den Bogen von dieser vagen Vorahnung über die Weihnachtsgeschichte mit der Geburt Christi hinweg bis zur Begegnung im Tempel mit dem alten Simeon (Lukas 2, 29-35), der Jesus als Christus den Herrn erkennt: die Prophezeiung hat sich endlich erfüllt.

Clausen hat also vom Inhalt her so etwas wie ein modernes Weihnachtsoratorium geschrieben und hat sich durchaus auch musikalisch von diesem Hintergrund anregen lassen. Und doch tritt das Werk der Tradition ganz unabhängig gegenüber und tritt gleichsam in Dialog mit ihr. Geschaffen hat er schlussendlich außergewöhnlich eindrückliches Weihnachtsstück für Soli, Chor und kleine Jazz-Band.

Lassen wir Holger Clausen am besten selbst zu Wort kommen, der mit den folgenden Bemerkungen auf die anstehende Uraufführung aufmerksam gemacht hat:

„Nach der überaus gelungenen Veröffentlichung meiner „Missa Ritmica“ im Jahr 2001, einer Messe in fünf Sätzen für fünfstimmigen Chor und Jazz- Trio (bislang gab es 11 Aufführungen in Deutschland und Finnland), befinde ich mich nun in der Endphase der Arbeit an einem weiteren, größeren Werk gleichen Genres:

„Et Erit Iste Pax – Ein Weihnachtsoratorium“

Auch bei diesem Werk richtet sich mein Interesse darauf, eine Synthese zu finden zwischen den originalen, lateinischen Texten der Biblia Sacra Vulgata (namentlich Micha 5, Lukas 2) und „Musik von heute“ mit farbenreichen und dramaturgisch höchst interessanten Ausdrucksmöglichkeiten.

Im Vordergrund steht die Idee, eine durch den Bibeltext gegebene durchgehende Handlung musikalisch zu erzählen, durchaus anlehnend an die „Bauprinzipien“ der großen Oratorien, worin Rezitative, Arien, Chöre und Instrumentalmusiken in einem, die Geschichte tragenden musikalischen Zusammenhang gesetzt werden.

Reizvoll erscheint mir hier zweierlei: Erstens die Entdeckung gewisser lyrischer Aspekte in den Bibeltexten und deren Umsetzung in musikalische Form. Zweitens eine prinzipielle stilistische Unabhängigkeit, die sich schon aus dem Hinweis auf die „Musik von heute“ für mich hervorragend ableiten lässt.

Diese Aspekte haben mich bei der Arbeit an diesem Werk besonders fasziniert und so mag ein von einem klassischen Tenor vorgetragenes Rezitativ durchaus die Atmosphäre einer Jazzballade bekommen, eine Sopran- Arie in die Nähe eines Musical – Solos rücken oder ein großes Chor – Stück gewisse stilistische Bezüge zu Salsa – Musik aufweisen

Dementsprechend ist auch die Besetzung gewählt: Es gibt einen großen vier- bis achtstimmigen Chor und eine kleineren Kinderchor. Die beiden Solopartien (Sopran und Tenor) werden von ausgesuchten Konzertsängern dargestellt, begleitet wird das Ganze von der „Continuogruppe“ des modernen Jazz, nämlich einem Trio mit Piano, Kontrabaß und Schlagzeug unter Hinzunahme eines Vibraphonisten/Percussionisten und eines Trompeters, der auch Flügelhorn und historische Instrumente beherrscht.“

Holger Clausen

Die Uraufführungen von „Et Erit Iste Pax“ fanden statt am

  • Do 12. Dezember 2002 in Freiburg, 20.15 Uhr im Bürgerhaus am Seepark
  • Fr 13. Dezember 2002 in Heidelberg, 20.15 Uhr in der Heiliggeistkirche am Marktplatz.

Mitwirkende:

Constanze Backes (Dresden) - Sopran
Wolfram Wittekind (Düsseldorf) – Tenor

Robert Vanryne (London/Dresden) Trompeten
Thomas Keems (Heidelberg) – Percussion
Holger-Clausen-Jazztrio

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Die musikalische Leitung hatte Christoph Andreas Schäfer.

Materialien: